Er war direkt zwei Mal da: Sascha Lobo, deutscher Autor und Publizist, begeisterte mit seinem Vortrag am zweiten und dritten Tag unserer Hausmesse das Publikum.
Während seiner rund einstündigen Keynote durchleuchtete er die verschiedensten Auswirkungen der Digitalisierung auf die post-pandemische Zeit – laut Sascha Lobo eine Zeit des exponentiellen Fortschritts mit schnellen und kaum zu durchdringenden Veränderungen. Und diese Veränderungen basierten nicht nur auf neuen Technologien, sondern insbesondere auf der Art und Weise, wie diese genutzt würden. „Wir müssen auf die Veränderungen der Verhaltensweisen schauen – dann sind Trends erkennbar“, so Lobo. Ein wesentlicher Treiber der Digitalisierung sei die digitale Ungeduld, die Vorstellung, alles müsse immer und sofort verfügbar sein. Daraus resultierten auch in der Finanzwirtschaft neue digitale Möglichkeiten.
Eine der wichtigsten gesellschaftlichen Folgen für die post-pandemische Zeit sah er zudem im sogenannten New Work. Früher habe man das Leben um die Arbeit organisiert, heute sei es genau umgekehrt. Dezentrales, vernetztes Arbeiten als neue Selbstverständlichkeit – eine Entwicklung, die Sascha Lobo mit dem Zitat des Ex-Barclays-Chef Jes Staley untermauerte: „Die Vorstellung, 7000 Leute in einem Gebäude unterzubringen, könnte Geschichte sein.“
Da die digitale Transformation entlang von Datenströmen geschehe, gewännen Plattformen immer stärker an Bedeutung: ökonomisch, in der Kommunikation und gesellschaftlich. Plattformen seien eine Mischung aus technischem Betriebssystem eines Marktes, kommunikativem Marktplatz und wirtschaftlichem Ökosystem, erläuterte Lobo: „Zentral für Plattformen ist, dass sie mit hoher Geschwindigkeit oder sogar in Echtzeit Datenströme verarbeiten können, um ihre Leistung zu verbessern.“ Wie Plattformen digitale Datenströme für sich nutzbar machten, zeige z. B. das Unternehmen Amazon, das jetzt einen großen Schritt in den Versicherungsmarkt geht.
Bei aller Euphorie über die neuen digitalen Möglichkeiten und den damit verbundenen Fortschritt warnte Sascha Lobo auch vor potenziellem Missbrauch: Insbesondere aus demokratischer Sicht gebe es ein großes „Aber“. Selbst die EU, Vorreiter bei der Regulierung von Konzernen, hat es noch nicht geschafft, die mächtigen Plattformen richtig zu regulieren. Die Experten müssten daran arbeiten, dass die Datenströme verantwortungsvoll genutzt würden, so seine abschließende Botschaft.